Freitag, 22. September 2017

Aus unserem neuen Buch: Ich so du so

Rosa oder blau?

Welche Spiele, Farben oder Kleidung ein Kind mag, entwickelt sich im Laufe der Zeit. Am besten, es darf ausprobieren und forschen, was ihm am meisten Spaß macht und gefällt.
Es gibt kein Mädchen, das Rosa mag, weil es als Mädchen geboren wurde, und keinen Jungen, der Blau mag, weil er als Junge geboren wurde. Eine Farbe ist nur eine Farbe. Ihre Bedeutung legen Menschen fest und die ist abhängig davon, zu welcher Zeit und an welchem Ort sie leben. Über viele Jahrhunderte stand in Europa die Farbe Rot für Blut, Kampf, Macht und Männlichkeit. Noch vor hundert Jahren war deshalb Rosa – »das kleine Rot« – eine sehr beliebte Farbe für kleine Jungen. Und es war absolut üblich, ein Mädchen in Hellblau zu kleiden. Farben sind nur ein Beispiel dafür, dass das, was Menschen für typisch männlich oder typisch weiblich halten, sich verändert. Über männliche oder weibliche Eigenschaften gibt es besonders viele und hartnäckige Vorurteile: Mädchen lieben Rosa, Glitzer und Pferde. Jungen mögen Blau, Autos, Technik. Frauen können nicht einparken, Männer weinen nicht … Solche Klischees* hindern Menschen daran, sich so zu entwickeln, wie es sich für sie richtig anfühlt.
Klar gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Aber die Menschen sind alle verschieden. Ist es nicht viel spannender, die ganz persönlichen Eigenarten zu entdecken, als dauernd darüber nachzudenken, ob man weiblich oder männlich genug ist?
* Klischees sind festgefahrene Vorstellungen, die Menschen übernehmen, ohne vorher selbst nachzudenken. Das Wort kommt eigentlich aus der Sprache des Buchdrucks und bedeutet »Abklatsch«.
(Illustration: Jörg Mühle)

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